Slay the Princess – The Pristine Cut von Black Tabby Games sticht heraus und zieht einen schnell in seinen Bann. Der Titel klingt zunächst wie ein klassisches Fantasy-Adventure, doch dahinter verbirgt sich ein dunkles, clever konstruiertes psychologisches Horror-Erlebnis mit überraschend viel Tiefe und schockierenden Wendungen. So schockierend und finster, dass die Entwickler extra eine Webseite mit einem Haufen Warnhinweisen zu dem Spiel eingerichtet haben (siehe Links am Ende des Reviews)!
Zwischen Wahnsinn, Wahrheit und Widerspruch
Die Prämisse ist so simpel wie provokant: Du sollst eine Prinzessin töten. Sie ist angeblich gefährlich und eine Bedrohung für die Welt. Das behauptet zumindest der Erzähler. Doch sobald du auf sie triffst, wird alles in Frage gestellt. Wer sagt die Wahrheit? Was ist real? Und vor allem: Wer bist du selbst?

Schon in den ersten Minuten zeigt sich, dass Slay the Princess mehr als ein sogenanntes Visual Novel mit Entscheidungsbaum ist. Die Story entfaltet sich abhängig von den eigenen Entscheidungen auf eine Art, die nicht nur mehrere Durchläufe belohnt, sondern regelrecht dazu einlädt. Die möglichen Wege, wie sich die Story entwickelt und auf welche Weise dann alles endet, sind auf jeweils ganz eigene Weise faszinierend, überraschend und gleichermaßen verstörend.



Entscheidungsbäume mit Konsequenzen
Slay the Princess lebt vollständig von seiner interaktiven Erzählstruktur und den Dialogen, die du mit dem Erzähler und der Prinzessin führst. Dabei sind die Optionen nicht einfach nur kosmetisch, denn jede Entscheidung verändert den weiteren Verlauf spürbar. Manchmal subtil, manchmal mit brachialer Wucht. Ohne zu viel zu verraten: Manche Entscheidungen beeinflussen nicht nur das, was passiert, sondern auch, wer du… ach nicht so wichtig, mach dir keine Sorgen, alles wird gut… ganz sicher… gar kein Zweifel…

Die Prinzessin in deinem Kopf
Slay the Princess ist nicht für jeden. Wer auf klassische Gameplay-Mechaniken, Rätsel oder Erkundung steht, wird hier enttäuscht. Es ist im Kern eher ein narratives Experiment und kein Spiel im traditionellen Sinne. Es wird einem hier ein mutiges, verstörendes und durchaus poetisches Stück interaktiver Kunst geboten. Wer sich darauf einlässt (oder je nach eigener Lebenslage einlassen kann), bekommt eine Erfahrung, die weit über das hinausgeht, was man von dem Spiel erwarten würde.